Konferenz « La vie urbaine post-COVID »
Rund 100 Interessierte haben am Montag, den 20. September, die Konferenz zum Thema „La vie urbaine post-COVID“ verfolgt. Bei der Konferenz handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des Luxemburger Architekten- und Ingenieurverbands (OAI) sowie dem Ministerium für Energie und Raumentwicklung (MAT/ DATer).
Organisiert und geführt wurde die Veranstaltung von der „Cellule d’Information pour la Politique Urbaine“ (CIPU). Austragungsort war das Forum da Vinci, der Sitz des OAI.
Ansprachen
In einer kurzen Ansprache machte Claude TURMES, Minister für Raumplanung, darauf aufmerksam, dass der öffentliche Raum in den Innenstädten neu aufgeteilt werden muss. Der Straßenraum müsse reorganisiert werden – was zum Teil auch schon geschehe. Zudem ging er darauf ein, dass die aufgrund der COVID-Krise neu geschaffenen Gewohnheiten der Menschen (Homeoffice, Homeschooling, Videokonferenzen, usw…) einen erheblichen Impakt auf das Leben in den Stadtzentren haben. Auch der Onlineboom trage nicht dazu bei, dass die Innenstädte lebendiger werden. Dabei seien die Menschen soziale Wesen, die Gemeinschaft brauchen, sagte der Minister. In diesem Zusammenhang gelte es in Zukunft besonders viel Wert auf die qualitativ hochwertige Gestaltung öffentlicher Plätze zu legen, die Menschen zur Interaktion einladen sollen. Auch erwähnte er das Projekt „Luxembourg in Transition“, bei dem es sich um einen Prozess handelt, der die Bildung multidisziplinärer Teams mit unterschiedlichem Hintergrund fördert, um einen neuen Ansatz für den Übergang und die Resilienz des Luxemburger Territoriums zu entwickeln.
Auch Jos DELL, Präsident des OAI, richtete sich mit einer Ansprache an das Publikum. Er beleuchtete die Entwicklung der Städte im Laufe der vergangenen Jahrzehnte und hat folgende Fragen aufgeworfen: Was soll eine Stadt darstellen und was soll sie bieten können? Soll sie den Austausch von Dienstleistungen fördern, oder von Kulturen oder von Handel? Was ist die Essenz einer Stadt? Der Präsident des OAI hob hervor, dass man Menschen nicht aus Städten verjagen darf, sondern dass man die Städte so lebenswert gestalten muss, dass Menschen sich dort wohl fühlen und ein lebendiges Stadttreiben herbeigeführt wird. Auch der politische Wille dazu muss vorhanden sein, betonte er. Des Weiteren warnte er davor, dass es nicht der freie Markt ist, der ein qualitativ hochwertiges Lebensumfeld schafft.
Zusammenleben und Belebung von Stadtteilen/Innenstädten
Drei Präsentationen von Vorzeigeprojekten im Zusammenhang mit der urbanistischen Weiterentwicklung der Innenstädte sowie der Schaffung von lebendigen Stadtzentren und Wohnvierteln dienten als Einstieg in die Thematik des darauffolgenden Rundtischgesprächs. Darunter die Projekte „Geh-Cafés“ und „Coole Straßen“ aus Wien sowie das Projekt „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ aus Aachen. Die beiden ersten wurden von Petra JENS, Mitarbeiterin der Mobilitätsagentur Wien, vorgestellt. Letzteres wurde von Professorin Anne-Julchen BERNHARDT der RWTH Aachen präsentiert.
Die „Coole Straßen“ dienten im Sommer 2020 als kühle Orte zum Aufhalten im Freien. In diesem Zusammenhang waren in dafür spezifisch ausgewählten Straßen in unterschiedlichen Stadtteilen in Wien zusätzliche Sitzgelegenheiten, Trinkbrunnen und Sprühnebel angebracht worden. Auch wurde eine persönliche Betreuung in den Coolen Straßen angeboten. Diesbezüglich hat es ein offenes Ohr für Ideen und Anregungen der Leute aus Wohnvierteln gegeben. Jede einzelne der temporären “Coolen Straßen” hat ihren eigenen Charakter entwickelt. Nicht nur Kinder nutzten den Platz zum Spielen und Toben, auch Erwachsene hielten sich in der “Coolen Straße” auf, verlegten gar ihren Arbeitsplatz dorthin.
Bei den „Geh-Cafés“ werden die Teilnehmer zu Touristen in ihrer eigenen Stadt. Das Geh-Café ist ein beliebter Treffpunkt für alle, die gerne zu Fuß unterwegs sind und die ihre Stadtteile gerne erkunden. Bei geführten Spaziergängen lernen die Teilnehmer die Viertel kennen und können sich in entspannter Atmosphäre über Neuheiten in den Stadtteilen informieren. Zum Ausklang der Touren wurden Pop-Up-Geh-Cafés eingerichtet. Sie boten Raum für gute Gespräche.
Bei dem Projekt „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ handelt es sich um ein Pilotprojekt der RWTH Aachen in Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen, bei dem neue Lösungsansätze zur Stärkung der Stadt- und Quartiersstrukturen erprobt werden. Es geht darum, die Innenstadt als Herzstück Aachens für die Zukunft fit zu machen. Dazu werden im Zuge des Projekts neue Allianzen zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung, Forschenden und Studierenden geschaffen.
Auch das Projekt „DKollage“, das auf der ehemaligen Industriebrache Neischmelz in Düdelingen vom „DKollektiv“ gestartet wurde, wurde vorgestellt. Der Vortrag wurde von Serge ECKER vom „DKollektiv“ gehalten. Bei der Initiative handelt es sich um einen kollektiven Renovierungsprozess im Zusammenhang mit alten Industriegebäuden. Sämtliche Interessierte aus der Bevölkerung sind eingeladen sich daran zu beteiligen, damit diese Räume gemeinsam zurückerobert und weiterentwickelt werden können. Indem das industrielle Erbe aufgewertet wird und gleichzeitig zum Experimentieren anregt, soll eine lokale Dynamik kreativer Initiativen ausgelöst werden, die im neuen Stadtteil Neischmelz verankert werden kann. Zudem wird beim Bauen von notwendigen Einrichtungsgegenständen in den Hallen auf bereits verwendete Materialien zurückgegriffen – ganz im Sinne der Upcycling-Mentalität.
Bei jedem einzelnen der vorgestellten Projekte, werden seitens der Initiatoren die gleichen Ziele verfolgt: Lebendige, lebenswerte Stadtteile und Zentren schaffen, in der das Gemeinschaftliche und ein qualitatives Zusammenleben gefördert wird.
Podiumsdiskussion: Reflexionen, Herausforderungen und Umsetzung Auf die Vorträge folgte das Rundtischgespräch, an dem Laurent SCHWALLER (VDL), Yves BIWER (AGORA), Sebastian VAN DER WEERDEN (Gastronomiebranche) und Dan GANTREL (Händler) teilgenommen haben. Moderiert wurde das Gespräch von Lex FABER (CIPU). Mit folgenden Leitfragen richtete er sich an die Runde und das Publikum: Welche städtischen Funktionen stehen durch die COVID-Pandemie vor den größten Herausforderungen? Welche Themen sollten für die Stadtentwicklung nach der COVID-Krise in Luxemburg vorrangig behandelt werden? Wie können Luxemburgs Städte vitalisiert und Dörfer lebendig gestaltet werden?
*In einem in wenigen Wochen folgenden Bericht der CIPU wird über den Inhalt der Podiumsdiskussion näher eingegangen.
Schlussfolgerungen
Zum Abschluss des Rundtischgesprächs fassten Pierre HURT, Direktor des OAI, und Claude TURMES, Minister für Raumplanung, die wichtigsten Kernaussagen zusammen.
Pierre HURT betonte ausdrücklich, dass es nicht allein die Aufgabe der Marktwirtschaft sein darf, um für Qualität in unseren Lebensräumen zu sorgen. Dazu erforderlich sind politisch gesetzte Aufgaben, sprich politische Rahmenbedingungen. Zudem bedarf es freier, unabhängiger Planer und Gestalter, die ohne Konflikte qualitativ hochwertige Arbeit leisten können, um ein bestmögliches Lebensumfeld für die Menschen schaffen zu können. Das Projekt „Luxembourg in Transition“ ist laut dem Direktor des OAI ein wichtiges Instrument, um die Städte der Zukunft zu planen. Jedoch gelte es auch kurz- bis mittelfristig neue Impulse zu setzen, zum Beispiel anhand von kurzlebigen Aktionen auf öffentlichen Plätzen und in bestimmten Stadtquartieren. Führen sie zum Erfolg, sollten sie längerfristig bestehen bleiben. Ein Monitoring sei in diesem Zusammenhang unabdinglich, so Pierre HURT. Auch hat er die Frage aufgeworfen, wer schlussendlich über unser Zusammenleben bestimmt? Die CovidKrise und auch die Klimakrise sollten ein Umdenken herbeiführen. Die Menschen sollten ihr Bewusstsein für gemeinsame Werte wieder schärfen.
Der Minister für Raumplanung, Claude TURMES, bekräftigte die Aussage des Direktors des OAI und unterstrich, dass noch mehr auf das Monitoring von öffentlichen Plätzen gesetzt werden muss. Auch sollte künftig keine Mühe gescheut werden, um anhand von unter anderem Pop-up-Stores, Urban-gardening-Projekten und sonstigen kurzlebigen Aktionen wieder Menschen in die Stadtzentren zu locken. Im Großen und Ganzen sei eine neue Herangehensweise notwendig, um hinsichtlich der Entwicklung des urbanen Raums Veränderung herbei zu führen. Zwei wichtige Instrumente dafür sind laut dem Minister der Bürgerbeteiligungsprozess und der Mut zum Experimentieren.
Die Konferenz kann auf dem Youtube Kanal des OAI noch einmal angesehen werden. Eine Fotoreportage ist auch auf www.oai.lu in der Rubrik "Fotogalerie" verfügbar. Die Dokumente, die während der Konferenz präsentiert wurden und zu öffentlichen Publikationen rund um das Thema „Entwicklung der Städte“ dienten, sind in der Rubrik „Aktualität“ verfügbar. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Kommunikationsbeauftragte des OAI, Anne Heintz ().
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