PwC Luxembourg: Die Luxemburger Privatbanken am Scheideweg
Neue aufsichtsrechtliche Anforderungen, umwälzende Neuerungen im Bereich des Informationsaustauschs, mäßiges Wachstum der Vermögenswerte, Kunden- und Marktstrukturen in vollem Wandel und ein Vertrauen in die Banker, das es immer noch wiederherzustellen gilt: Der Finanzsektor steht unter Druck.
Der Umgang mit Compliance-Auflagen und Risiken stellt weiterhin eine Priorität dar. Dies müssen die Privatbanken akzeptieren. Damit sie die Herausforderungen, die sich aus der Steuertransparenz und dem Preisdruck ergeben, meistern können, müssen die Privatbanken nicht nur ihren gesamten Kundenstamm prüfen und entscheiden, welche Kunden sie unter strategischen Gesichtspunkten auch in Zukunft behalten wollen. Sie müssen darüber hinaus auch massiv in ihre Systeme investieren, damit sie weiterhin rentabel sind, bestehende Auflagen erfüllen und in ihren Dienstleistungen wettbewerbsfähig bleiben
François Génaux, Partner und Financial Services Advisory Leader bei PwC Luxembourg
Der Wert des weltweiten Vermögens hat wieder fast den Stand vor der Krise erreicht. Der Privatbanken- und Vermögensverwaltungssektor ist jedoch auf internationaler Ebene im Hinblick auf die Margen einem enormen Druck ausgesetzt. Dies geht aus dem Bericht von PwC „Navigating to tomorrow: serving clients and creating value“ hervor. Dabei handelt es sich um eine Studie, die mit 200 Instituten in mehr als 50 Ländern, darunter auch Luxemburg, durchgeführt wurde. Die Luxemburger Banken, die diesmal teilgenommen haben, machen mehr als 40 % der Vermögenswerte der Privatbanken im Großherzogtum aus und vertreten die Vielfalt der verschiedenen Geschäftsmodelle am Finanzplatz. Laut der Studie sind die Art der Kunden sowie deren Anforderungen weiterhin starken Änderungen unterworfen. In einem globalen Kontext, in dem sich die Wachstumsperspektiven sehr ungleichmäßig gestalten, suchen die Kunden mehr Sicherheit und ein größeres Maß an Ethik. Im Rahmen der Studie konnten fünf zentrale Entwicklungsschwerpunkte ausgemacht werden.
Performance und Wandel: Vorbereitung auf die Zeit nach 2015
Die Luxemburger Banken müssen sich nun auf die Zeit nach 2015 vorbereiten, wenn der automatische Informationsaustausch in Kraft tritt.
„Der Umgang mit Compliance-Auflagen und Risiken stellt weiterhin eine Priorität dar. Dies müssen die Privatbanken akzeptieren. Damit sie die Herausforderungen, die sich aus der Steuertransparenz und dem Preisdruck ergeben, meistern können, müssen die Privatbanken nicht nur ihren gesamten Kundenstamm prüfen und entscheiden, welche Kunden sie unter strategischen Gesichtspunkten auch in Zukunft behalten wollen. Sie müssen darüber hinaus auch massiv in ihre Systeme investieren, damit sie weiterhin rentabel sind, bestehende Auflagen erfüllen und in ihren Dienstleistungen wettbewerbsfähig bleiben. Die Privatbanken, die bereits angemessene Schritte unternommen haben, konnten ein Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen verzeichnen, das sich dem weltweiten Mittel nähert, obgleich sie in der Vergangenheit geringere Werte verzeichnet hatten. Die Bemühungen um operative Effizienz stellen somit weiterhin eine echte Herausforderung dar,“ so François Génaux, Partner und Financial Services Advisory Leader bei PwC Luxembourg.
Damit sie ihre Ziele bei den Dienstleistungen und der Produktivität erreichen können, müssen sie – so gaben die Luxemburger Studienteilnehmer an – in ihre Systeme investieren (Back Office, Middle Office, Berichterstattung und mobile Lösungen). Wenn man ein neues Kundensegment erschließen und Ultra High Net Worth Individuals als Kunden gewinnen möchte, muss ebenfalls die Kundebetreuung umgestaltet werden. All diese Investitionen stellen bedeutende Herausforderungen dar, während die Wachstumsperspektiven für Luxemburger Einkommen bescheiden ausfallen (7 % im Jahr 2014) im Vergleich zu den wichtigsten konkurrierenden Finanzplätzen (18 % in der Schweiz und 21 % in Hongkong und Singapur).
Kunden- und Marktstrukturen in vollem Wandel
Die reifen Märkte der Privatbank und der Vermögensverwaltung verzeichnen weiterhin ein mäßiges Wachstum (8 % im Jahr 2013). Auf den Wachstumsmärkten, insbesondere in Hongkong und Singapur, ist der Anstieg relativ hoch (16 % im Jahr 2013). Es wird somit weiterhin einen Vermögensverwaltungsmarkt geben, der unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten aufweist. Auch Luxemburg bildet keine Ausnahme von dieser Regel, müsste jedoch von den Erneuerungen seines Kundenstamms profitieren. Verzeichnet der Anteil der Erben unter den Kunden einen Rückgang (52 % im Jahr 2013 gegenüber 77 % im Jahr 2007), so ist der Anteil der Unternehmer unter den Kunden gestiegen und liegt jetzt nur knapp hinter der Schweiz (44 % bzw. 48 %). Wenngleich die Nachbarländer Luxemburgs weiterhin als die wichtigsten Kapitalgeber gelten, bekräftigen die Luxemburger Banker erneut ihre Entschlossenheit, mithilfe von Regionalbüros und Tochtergesellschaften neue geografische Märkte, insbesondere in Osteuropa, Russland und Asien, zu erschließen.
Einige Banken haben Mitarbeiter eingestellt, die die Gesamtheit der Strukturierungsoptionen und -lösungen in Luxemburg beherrschen und über ein solides kommerzielles Know-how in der Sprache ihrer Zielkunden verfügen. Viele von ihnen beschränken sich hingegen darauf, ihre derzeitigen Vermögensverwalter derart auszubilden, dass sie den Anforderungen der Kunden gerecht werden. Jedoch müssen sich die Privatbanken des Großherzogtums darüber hinaus ebenfalls auf Kunden einstellen, deren Art und Gewohnheiten sich verändert haben. So legen die technikaffinen Kunden der Generation Y andere Gewohnheiten zutage als ihre Vorgänger. Die Vermögensverwalter müssen diese Kunden verstehen, um eine dauerhafte Geschäftsbeziehung sicherzustellen. Die weibliche Kundschaft, die zunehmend leitende Positionen übernimmt, bietet ein erhebliches Wachstumspotenzial, das jedoch bislang noch unzureichend ausgeschöpft wird. Die Vermögensverwalter müssen ferner ihr Angebot auf eine älter werdende Kundschaft ausrichten, indem sie ihr Dienstleistungen, wie z. B. die Vermögensübertragung oder Pensionsfinanzierung, anbieten.
Kompetenzen der Vermögensverwalter entwickeln
Um auf die Bedürfnisse dieser „vielfältigen“ Kunden eingehen zu können, ist die Einstellung und die Förderung von fähigen Kundenbetreuern von entscheidender Bedeutung. 56 % der Luxemburger Studienteilnehmer bestätigen, dass es schwierig ist, die Kompetenzen der Vermögensverwalter zu entwickeln sowie die Besten unter ihnen zurückzubehalten. Darüber hinaus heben die Befragten ein weiteres Problem hervor: die Ausrichtung der Personalpolitik bezüglich der neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf Boni und finanzielle Anreize.
Technik – eine Gewähr für Differenzierung und Effizienz
Der digitale Austausch ist unausweichlich geworden. Die Kunden verfügen in verstärktem Maße über technische Möglichkeiten, mit denen sie selbst Nachforschungen anstellen können. Heutzutage müssen die Vermögensverwalter in der Lage sein, den Kunden die gewünschten Daten jederzeit, überall und auf jedem beliebigen System zur Verfügung zu stellen. 88 % der Luxemburger Banken beabsichtigen, innerhalb der nächsten zwei Jahre ihr Angebot für Tablets und Mobiltelefone auszubauen – derzeit verfügen nur 50 % über ein solches Angebot.
(Aufsichts-)Rechtliche Fragen und Reputation im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
Für die Verantwortlichen der Luxemburger Privatbanken stehen das Compliance- und Reputationsrisiko 2013 an erster Stelle. Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen gestalten sich immer strenger und komplexer und erfordern aufgrund der weitreichenden Auswirkungen auf alle Bankfunktionen die Entwicklung einer eigenen internen Strategie. Die jährlichen Kosten, die für diese Compliance anfallen, steigen kontinuierlich, werden jedoch in Luxemburg besser gehandhabt (auf durchschnittlich 3 % im Jahr 2014 geschätzt) als in anderen Finanzzentren (10 % in der Schweiz und 11 % in Hongkong und Singapur).
Das Vertrauen der Kunden gibt den Bankern immer noch Anlass zur Sorge, da es diesen trotz zahlreicher Anstrengungen nicht gelungen ist, ihren Ruf in ausreichendem Maße wiederherzustellen – Grund dafür sind die Skandale, die weltweit das Ansehen der Banker geschädigt haben.
„Für die Luxemburger Banken zeichnet sich die Zukunft nunmehr im Kontext der Steuertransparenz ab“, erklärt Rima Adas, Partner und Financial Services Market Leader. „Luxemburg weist zahlreiche Vorteile auf, insbesondere im Hinblick auf Sicherheit, Stabilität und die Möglichkeiten der Strukturierung. Der Finanzplatz bietet ein unübertroffenes Instrumentarium und die erforderliche Dynamik für die Entwicklung neuer Lösungen im Bereich der Vermögensverwaltung, wie beispielsweise die private Vermögensstiftung. Für internationale Kunden, die vor grenzüberschreitenden Problematiken stehen, sind dies wichtige Unterscheidungsmerkmale. Diese Kunden können die Luxemburger Plattform in Zukunft gelassen und bewusst nutzen, da Luxemburg alle europäischen und internationalen Regeln im Bereich des Informationsaustauschs einhält.“
Die vollständige Publikation ist auf der Internetseite von PwC Luxembourg verfügbar.
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