Unternehmensinsolvenzen in Europa, Jahr 2014/15
Deutliche Entspannung in Westeuropa – Osteuropa im Schatten der Ukraine-Krise
Erstmals seit dem Ausbruch der Finanzkrise ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa deutlich gesunken. In den EU-15-Ländern zuzüglich Norwegen und der Schweiz wurden im Jahr 2014 insgesamt 179.662 Unternehmensinsolvenzen registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (189.855 Insolvenzen) verringerte sich die Zahl der Fälle um 10.193 Fälle bzw. um 5,4 Prozent. Der positive Trend im Bezug auf abnehmende Konkurszahlen in Luxemburg, der seit 2012 anhält, setzt sich auch in 2015 (Januar – Mitte Mai 2015) mit insgesamt 306 Konkursen gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2014 mit 330 Konkursen fort.
Auch in der Eurozone verringerten sich die Insolvenz-zahlen (147.649 Fälle; minus 4,6 Prozent). Trotz dieser Positiventwicklung liegt die Zahl der jährlichen Insolven-zen in weiten Teilen Europas noch deutlich höher als vor Beginn der Wirtschaftskrise.
Weniger Insolvenzen im Baugewerbe
In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen in Europa waren weniger Insolvenzen zu verzeichnen. Stark ausgeprägt war die Positiventwicklung im Verarbeitenden Gewerbe, wo die Insolvenzzahl binnen eines Jahres um 8,5 Prozent sank. Weiter beruhigt hat sich das Insolvenzgeschehen im Baugewerbe (minus 5,9 Prozent) – europaweit wurden noch etwa 37.000 Insolvenzen von Baufirmen registriert – sowie im Handel (minus 3,6 Prozent). Ein Großteil der Insolvenzfälle entfiel erneut auf den Dienstleistungssektor (ca. 66.300 Fälle bzw. 37,0 Pro-zent aller Insolvenzen). Handel und Gastgewerbe machen knapp ein Drittel aller Unternehmensinsolvenzen aus (31,7 Prozent), das Baugewerbe ein Fünftel (20,6 Prozent). Gegen den Trend verzeichnete Frankreich mehr Bauinsolvenzen. Steigende Insolvenzen im Han-del und Gastgewerbe gab es in Österreich und der Schweiz.
Konjunkturelle Erholung stabilisiert die Bilanzen
Die finanzielle Stabilität der westeuropäischen Unter-nehmen hat sich zuletzt leicht verbessert. Weniger Unternehmen als im Vorjahr wiesen eine negative Gewinnmarge (EBIT) auf (26,9 Prozent; Vorjahr: 27,9 Prozent). Im Handel bleibt der Anteil der Unternehmen mit Fehlbeträgen überdurchschnittlich hoch. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Westeuropa schwankt zwischen 27,4 Prozent in den GIIPS-Ländern und 47,7 Prozent in Großbritannien. Insgesamt gilt noch knapp ein Viertel der westeuropäischen Unternehmen (24,6 Prozent; Vorjahr: 25,0 Prozent) als eigenkapitalschwach, da die Eigenkapitalquote weniger als zehn Prozent beträgt. In den GIIPS-Ländern liegen die Zahlungsfristen bei einem leicht positiven Trend bei 84,4 Tagen. In Großbritannien (Forderungslaufzeit: 39,7 Ta-ge), Benelux (52,3 Tage) sowie in Österreich/Schweiz (33,3 Tage) müssen sich Lieferanten länger gedulden als im Vorjahr. In Deutschland (27,4 Tage) sind die Forderungslaufzeiten tendenziell gesunken.
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