Wachsende weltweite Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Korruption erhöht Anforderungen an Unternehmen und deren Führungskräfte

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Aus der 14. Global Fraud Survey 2016 Corporate misconduct – individual consequences von EY geht hervor, dass in Zeiten vermehrter geopolitischer Spannungen und höherer Volatilität an den Finanzmärkten weltweit grö?ere Transparenz gefordert wird

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09/05/2016 |
  • 1-EY

Die immer stärkere Bedrohung durch Cyberkriminalität und Terrorismusfinanzierung sowie zuletzt die Enthüllungen eines weitverbreiteten möglichen Missbrauchs von Offshore-Ländern haben den Handlungsdruck auf Regierungen erhöht. Von Unternehmen wird erwartet, Betrug, Bestechung und Korruption aufzudecken und zu bekämpfen.

Die zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 unter fast 3.000 Geschäftsführern aus 62 Ländern durchgeführte Umfrage zeigt, dass Unternehmen mit überwältigender Mehrheit grö?ere Transparenz in Bezug auf die wirtschaftlichen Eigentümer fordern. 91% der Führungskräfte vertreten die Auffassung, dass die Ermittlung der letztendlichen wirtschaftlichen Eigentümer von Unternehmen, mit denen sie in Geschäftsverbindung stehen, von gro?er Bedeutung ist. Genau wie vor zwei Jahren wurde Luxemburg auch in diesem Jahr in die Umfrage einbezogen. 50 Unternehmen unterschiedlicher Grö?e mit Sitz in Luxemburg haben an der Umfrage teilgenommen. Diese Unternehmen der neun wichtigsten Wirtschaftszweige vermitteln ein repräsentatives Bild der luxemburgischen Wirtschaft.

Gerard Zolt, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services (FIDS) von EY Luxemburg, sagt:
„Angesichts des kontinuierlichen Schwerpunkts der Korruptionsbekämpfung auf dem Verhalten Dritter sowie der jüngsten Enthüllungen des möglichen Missbrauchs von Offshore-Finanzstrukturen sind Führungskräfte gut beraten, umfassendere Kenntnisse über ihre Kunden, Partner und Lieferanten zu erlangen. Grö?ere Transparenz steht klar im Zentrum des öffentlichen Interesses.”

Eine grö?ere Transparenz ist jedoch nur ein Aspekt der Lösung des Problems. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Situation entspannen wird. Insgesamt sind 39% der Befragten der Auffassung, dass Bestechungs- und Korruptionspraktiken in ihrem Land weit verbreitet sind. Im Vergleich zu 2014 (38%) und 2012 (38%) hat sich diese Zahl nur geringfügig verändert. Auf eine Frage in der diesjährigen Umfrage äu?erten 32% der Befragten persönliche Bedenken im Hinblick auf Bestechung und Korruption an ihrem Arbeitsplatz. Obwohl die Ergebnisse für Luxemburg einerseits interessant sind – nur 10% der Befragten sind der Meinung, dass Bestechungs- und Korruptionspraktiken in Unternehmen in Luxemburg weit verbreitet sind – sollte andererseits Luxemburgs exportorientierte und international ausgerichtete Wirtschaft in Erwägung gezogen werden.

Koordinierte Anstrengungen der Regulierungsbehörden zur Eindämmung von Korruption
Regulierungsbehörden haben die Bedrohung erkannt, die Bestechung und Korruption für ein System darstellen, das bereits unter Anspannung steht. Sie arbeiten grenzüberschreitend immer enger zusammen, um Einzelpersonen für ihre rechtswidrigen Handlungen zur Verantwortung zu ziehen. Diese Durchsetzungsma?nahmen scheinen bei den Umfrageteilnehmern breiten Anklang zu finden, denn 83% stimmen einer strafrechtlichen Verfolgung von Einzelpersonen bei der Vorbeugung von Betrug, Bestechung und Korruption zu. In Luxemburg stimmen 78% zu.

42% der Umfrageteilnehmer gaben jedoch an, unethisches Verhalten zum Erreichen finanzieller Ziele rechtfertigen zu können. 16% der Teammitglieder von Finanzabteilugen unterhalb des CFO würden eine Barzahlung rechtfertigen, um neue Geschäftspartner hinzuzugewinnen oder zu halten. Die für ethisches Geschäftsverhalten und Unternehmenscompliance zuständigen Führungskräfte scheinen vor einer gro?en Herausforderung zu stehen, wenn sie ihre Unternehmen vor Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bewahren sollen.

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass in Schwellenländern[1] die Auffassung herrscht, für Korruption verantwortliche Einzelpersonen würden nicht belangt. 70% der Befragten in Brasilien und 56% der Befragten in Afrika und Osteuropa vertreten die Ansicht, dass der Staat trotz einer Strafverfolgung bei der Verurteilung nicht zielführend sei.

Gerard Zolt sagt: „Eine stärkere weltweite Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden erschwert es Betrügern und Anbietern von Bestechungsgeldern, einer Verfolgung zu entgehen. Da die Befragten jedoch angaben, dass es keine Anzeichen für einen Rückgang dieses Missbrauchs gibt, sind Unternehmen weiterhin hohen Risiken durch rechtswidriges Handeln einer kleinen Minderheit von Mitarbeitern ausgesetzt. Es kann noch mehr unternommen werden, um forensische Datenanalysen zur Identifizierung dieser Risiken und Verbesserung der Unternehmenscompliance und der Ermittlungsergebnisse zu nutzen.”

In Ländern, in denen die Regierungen und Regulierungsbehörden hart gegen Unregelmä?igkeiten vorgehen, gibt es positive Anzeichen. In Indien wurden beispielsweise Ma?nahmen zur Verbesserung der Transparenz und zur Bekämpfung der Korruption von der Regierung eingeleitet. Die Befragten aus Indien, die die Ansicht vertraten, Bestechung und Korruption seien in ihrem Land weit verbreitet, sanken von 67% im Jahr 2014 auf 58% in diesem Jahr. In China berichten 74% der Befragten von einer wirksamen Umsetzung. Dies weist auf den offensichtlichen Erfolg der Korruptionsbekämpfung durch die chinesische Regierung hin. In Luxemburg sind 38% der Befragten von der Strafverfolgung durch den Staat überzeugt, es gibt jedoch nicht genügend Verurteilungen.

Solide Compliance, solides Wachstum?
Eine Expansion in neue Märkte ist für die meisten Unternehmen unverzichtbar, auch wenn eine solche Expansion neue und unbekannte Risiken mit sich bringt. Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen häufig keine geeigneten Ma?nahmen zur Steuerung und Verringerung ihres Risikopotenzials ergreifen:

  • Für jedes fünfte Unternehmen sind Dritte nicht Teil ihrer Due Diligence zur Korruptionsbekämpfung
  • Jedes dritte Unternehmen prüft vor dem Tätigen von Investitionen keine länder- oder branchenspezifischen Korruptionsrisiken
  • Nur die Hälfte nutzt zur Identifizierung und Begrenzung von Risiken Technologien wie forensische Datenanalysen

Innovation ist bei der Bekämpfung auftretender Risiken entscheidend
Whistleblower bleiben eine wichtige Informationsquelle für vermeintliches Fehlverhalten. Laut der diesjährigen Umfrage steht in 55% der Unternehmen eine Whistleblower-Hotline zur Verfügung. Regulierungsbehörden begrü?en solche Hinweise. In einigen Ländern, darunter auch die USA, erhalten Whistleblower hohe finanzielle Belohnungen. Derartige Mechanismen sind jedoch nicht immer effektiv. Umfrageteilnehmer berichten über Hindernisse bei der Nutzung dieser Mechanismen: 18% der Befragten geben an, dass Loyalität gegenüber ihren Kollegen sie von der Meldung eines Betrugs-, Bestechungs- oder Korruptionsfalles abhalten würde. 19% der Befragten geben Loyalität gegenüber ihrem Unternehmen als Hemmnis an. In Luxemburg liegen die entsprechenden Angaben bei 4% und 10%.

Gerard Zolt erläutert: „Wir erkennen klar und deutlich, dass einige Mitarbeiter mit unterschiedlichster Motivation bereit sind, vertrauliche Daten ihrer Unternehmen zu veruntreuen oder Au?enstehenden Zugriff auf diese Daten zu geben. Die Balance zwischen Datenschutz und Datensicherheit führt zu weiteren Komplikationen. Der Umgang mit derartigen Cyber- und Insider-Bedrohungen sollte für die Geschäftsleitung und die Vorstände oberste Priorität haben. 59% der CFOs weltweit sehen Cyberkriminalität noch immer als geringes Risiko an – eine Perspektive, die eine gro?e Herausforderung darstellt. Interessanterweise stufen 62% der in Luxemburg befragten Teilnehmer Cyberkriminalität als hohes Risiko ein – ein Prozentsatz, der weit über dem Durchschnitt liegt.”

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