Laut einer EY-Umfrage können auch über USD 11 Mrd. finanzielle Sanktionen die globale Korruption nicht eindämmen

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Trotz der nie dagewesenen Maßnahmen zur Durchsetzung und Einführung eines neuen Unternehmensstrafrechts hat sich das Ausmaß von Bestechung und Korruption seit 2012 weltweit nicht verbessert.

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08/05/2018 |
  • Ernst&Young

Dies geht aus der 15. EY Global Fraud Survey hervor, für die 2.550 Führungskräfte in 55 Ländern einschließlich Luxemburg befragt wurden. Für den Luxemburger Teil der Umfrage muss angemerkt werden, dass trotz der Bedeutung des luxemburgischen Finanzsektors zwei Drittel aller Befragten nicht aus Finanzdienstleistungsunternehmen kamen. Dadurch wird eine realistische Bewertung der Luxemburger Besonderheiten in allen relevanten Wirtschaftszweigen ermöglicht.

Aus der diesjährigen Umfrage geht hervor, dass trotz der seit 2012 von Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt auferlegten finanziellen Sanktionen von über USD 11 Mrd. 38% der Führungskräfte weltweit nach wie vor der Ansicht sind, dass Bestechung und Korruption in der Wirtschaft weit verbreitet sind.

Gérard Zolt, Fraud Investigation & Dispute Services Leader bei EY Luxemburg, sagt:

„Die weltweit ausbleibende Verbesserung im Bereich der Korruption in den letzten sechs Jahren zeigt, dass unethisches Verhalten in der Wirtschaft trotz verstärkter globaler Durchsetzungsmaßnahmen weiterhin eine große Herausforderung darstellt.

Während Korruption nach wie vor weit verbreitet ist, sind Unternehmen weiterhin erheblichem finanziellen Schaden und einer Rufschädigung ausgesetzt. Unternehmensleitungen müssen die Ursachen für unethisches Verhalten in ihrem Unternehmen erkennen und beheben. Compliance-Programme müssen mit den Auswirkungen des rasanten technologischen Fortschritts und des immer komplexeren Risikoumfelds im operativen Bereich Schritt halten. Ein robusteres Risikomanagement sollte als strategisches Mittel zur Verbesserung der Unternehmensleistung angesehen werden.“

Schwellenländer weisen nach wie vor ein höheres Maß an Korruption auf

Das Maß an Korruption unterscheidet sich in den verschiedenen Ländern nach wie vor erheblich. Im Vergleich zu mehr als der Hälfte (52%) der Befragten in Schwellenländern geben 20% der Befragten in entwickelten Märkten an, dass Bestechung und Korruption in der Wirtschaft weit verbreitet sind.

Trotz verbesserter Antikorruptionsvorschriften und aktiverer Durchsetzungsmaßnahmen in einigen Ländern gehörten Mittel- und Osteuropa (47%), der Nahe und Mittlere Osten (62%) und Lateinamerika (74%) zu den Regionen, in denen die Korruptionsrisiken über dem weltweiten Durchschnitt lagen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass zwischen der Einführung strengerer Antikorruptionsgesetze und der Verringerung der Korruption oft eine Verzögerung besteht. Diese Entwicklung zeigt sich in Brasilien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. In Brasilien wurden beispielsweise in den vergangenen vier Jahren Gesetze eingeführt und Durchsetzungsmaßnahmen verstärkt. Dennoch geben 96% der Befragten in Brasilien an, dass korrupte Praktiken in der Wirtschaft weit verbreitet sind – bei Inkrafttreten der neuen Gesetze im Jahr 2014 lag der Wert bei 80%. In den USA hingegen, in denen der Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) Mitte der 2000er Jahre verstärkt durchgesetzt wurde, sank das wahrgenommene Maß an Korruption in diesem Jahr auf 18% – von 22% im Jahr 2014. Es wird sich zeigen, welche Auswirkungen eine etwaige Einführung ähnlicher aktualisierter luxemburgischer Rechtsvorschriften zur Korruptionsbekämpfung auf luxemburgische Unternehmen hätte, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die große Mehrheit der luxemburgischen Unternehmen exportorientiert ist.

Diskrepanz zwischen Intention und Ausführung bleibt bestehen

Laut der Umfrage steht Integrität auf der Tagesordnung der Vorstände ganz oben. 97% der Befragten sind sich der Bedeutung der Integrität ihrer Unternehmen bewusst. Obwohl die Verbesserung der Kundenwahrnehmung, der Mitarbeiterbindung und der Unternehmensleistung als ein Signal für Integrität angesehen wurden, bleibt eine Diskrepanz zwischen Intention und tatsächlichem Verhalten bestehen. 13% der Befragten geben an, dass sie Barzahlungen tätigen würden, um Aufträge abzuschließen oder zu erhalten. Interessanterweise steigt dieser Wert in der Altersgruppe bis 35 Jahre auf 20%.

Der Bericht legt nahe, dass Unternehmen deutlich machen müssen, dass integres Handeln in der Verantwortung eines jedes Einzelnen liegt. Dabei ist es wichtig, dass die Geschäftsleitung den richtigen Ton angibt und auch einzelne Mitarbeiter einbezieht. Die Ergebnisse zeigen, dass 22% der Befragten der Meinung sind, Einzelne sollten die Hauptverantwortung für das integre Handeln ihrer Unternehmen tragen, während 41% sagen, dass die Zuständigkeit dafür bei der Geschäftsleitung liegt. Interessanterweise liegt für Luxemburg in diesem speziellen Punkt der Anteil derer, die glauben, dass die Verantwortung bei der Geschäftsleitung liegt, in den Top Ten. Der Anteil derer, die glauben, dass der Vorstand eine Verantwortung hat, ist hingegen einer der niedrigsten der Umfrage. Aus dem Bericht geht des Weiteren hervor, dass es unter den Unternehmen eine gewisse Ernüchterung geben könnte, wenn es darum geht, bei Fehlverhalten den Worten Taten folgen zu lassen. 78% der Befragten glauben, dass ihre Unternehmen die klare Absicht haben, Fehlverhalten unter Strafe zu stellen, aber nur 57% haben Kenntnis darüber, dass tatsächlich Strafmaßnahmen gegen Personen ergriffen wurden. Für Luxemburg fällt der Anteil der Befragten, die Kenntnis von tatsächlichen Strafmaßnahmen gegen Personen haben, auf das drittniedrigste Niveau aller untersuchten Länder. Dies wirft einige grundlegende Fragen zur effektiven Risikosteuerung auf, insbesondere wenn man die beträchtlichen Karrieremöglichkeiten auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt berücksichtigt.

Laut dem Bericht geht es nicht nur darum, die effektive Steuerung ethischen Verhaltens intern zu gewährleisten, sondern auch Dritte oder im Auftrag des Unternehmens Handelnde einzubeziehen. Dennoch scheint auch die sorgfältige Auswahl von Drittparteien eine geringe Priorität zu haben. Nur 59% der Befragten geben an, dass sie einen maßgeschneiderten risikobasierten Ansatz für die Auswahl von Drittparteien haben.

Im Gegensatz zu den Erwartungen auf die Frage „Welche der folgenden Risiken stellen die größten Risiken für Ihr Unternehmen dar?“ kamen Cyber-Bedrohungen und Cyber-Attacken erst an zweiter Stelle und wurden durch die Auswirkungen eines komplexen und sich verändernden regulatorischen Umfelds übertroffen. Dies war ein weiterer interessanter Aspekt des Luxemburger Teils der Befragung.

Gérard Zolt sagt: „Die dringende Herausforderung für die Geschäftsleitung und den Vorstand besteht daher darin, eine solide Integritäts- und Compliancekultur aufzubauen, in der Mitarbeiter aus Überzeugung – und nicht aufgrund eines Verhaltenskodexes des Unternehmens – das Richtige tun. 6% der in Luxemburg Befragten geben an, dass sie in den vergangenen zwei Jahren Erfahrung mit bedeutenden Betrugsfällen gemacht haben. Dadurch liegt Luxemburg auf dem gleichen Niveau wie Frankreich, die Schweiz oder die USA.

Die ermutigende Neuigkeit ist, dass Unternehmen mit den heutigen Fortschritten in der forensischen Datenanalyse neue Technologien nutzen können, um die Effektivität und Effizienz ihrer Bemühungen zu erhöhen, da sie die Ergebnisse der Untersuchungen und der Compliance verbessern möchten."

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